Unser drittes Projekt

Ein „Girls Hostel“ in Mysore

LIFT hat einen weiteren, wichtigen Schritt vorwärts gemacht. Seit dem 1. Juni 2015 unterhalten wir neben Anugraha und Shanti Dhama ein drittes Heim. Es liegt in einem Vorort der südindischen Großstadt Mysore. Hier werden besonders begabte Mädchen in der Obhut der Marys untergebracht, um nach der 10. Klasse ein Junior College bis zum Abitur zu besuchen und danach ein College-Studium beginnen zu können. Das war bisher ein großes Problem, weil Eltern ihre Töchter nicht unbewacht in eine fremde Stadt schicken wollten – aus Angst, sie könnten Opfer einer Vergewaltigung werden, eines fast alltäglichen Verbrechens in Indien.

Das neue Heim hat Platz für 30 Mädchen und ist nicht weit entfernt von einem der besseren Colleges des Landes. Der Maharaja von Mysore hat es gestiftet, von der katholischen Kirche wird es überkonfessionell betrieben. Im Jahr fallen etwa 200 Euro Studiengebühren pro Mädchen an, dazu kommt ihr Unterhalt und der des Heimes: Macht insgesamt etwa 32.000 Euro pro Jahr.

Seit 2014 bauen wir mit Hilfe einiger größerer Spenden und dem nicht verbrauchten Etat der sparsamen Marys eine Art Stiftung auf, die so konstruiert ist, dass der indische Staat nicht leicht an das Geld herankommt. Aus den Zinsen dieses „Corpus“ soll einmal das Studium der Mysore-Mädchen bezahlt werden. Wir wollen Stipendien vergeben, die nicht zurückgezahlt werden müssen, denn die Mädchen kommen aus besonders armen Familien, die von weniger als drei Euro pro Tag für fünf bis sieben Personen leben müssen.

Von den Zehntklässlerinnen dieses Jahres in Shanti Dhama haben acht ihren Abschluss mit Auszeichnung gemacht. Die von uns bezahlte Nachhilfe bewirkt also viel; auch in den jüngeren Jahrgängen ist nur ein Kind sitzengeblieben. In Anugraha ist es ebenso. Top-Noten ringsum, obwohl die meisten Kinder hier die ersten in ihrer Familie sind, die lesen und schreiben lernen.

Im Juni sind 19 Mädchen in das noch leere Haus in Mysore eingezogen. Es muss jetzt erst einmal möbliert werden, die Reparatur des lecken Daches steht auch an.

Einige besonders begabte Mädchen kommen aus anderen der zehn südindischen Stationen der Helpers of Mary. Wir hoffen, dass Mysore eine kleine Elite-Schmiede wird. Denn gebildete Mädchen sind die beste und billigste Waffe gegen Armut, Intoleranz und die zunehmende Gewalt. Sie sind es, das zeigen alle entwicklungspolitischen Studien, die am erfolgreichsten ihre Umwelt verändern, stabilere Gesellschaften schaffen und selbstbestimmt dafür sorgen, dass weniger Kinder geboren werden. Bildung und Wissen von Mädchen und Frauen schaffen nicht zuletzt die Voraussetzungen für jenen Wandel, der es Menschen ermöglicht, in ihrer Heimat zu bleiben.

Zehntklässlerinnen wie diese Mädchen aus Anugraha sollen künftig auch eine Chance haben, über LIFT ein College zu besuchen.