2018
Osterbriefe aus Anugraha
Osterbriefe 2018 aus Anugraha
Zu Ostern haben wir wieder viele bunte Briefe der Mädchen aus unseren Heimen in Indien erhalten. Alle bedanken sich ausdrücklich für die Unterstützung aus Deutschland und noch einmal ganz besonders für das neue Kleid, das wir ihnen zu Weihnachten geschenkt haben. Fast alle Eltern der Kinder haben bisher als Tagelöhner auf fremden Feldern gearbeitet. Da nach drei Jahren ohne Regen die Felder verdorrt sind, haben sie Job und Verdienst verloren. Viele sind deshalb in weit entfernte Städte, sogar nach Bombay oder in die Touristenhochburg Goa gegangen, auf der Suche nach Arbeit. „Aber da verdienen sie so wenig, dass es nicht für die Familie reicht“, schreiben die Kinder. Das gilt ganz besonders, wenn die Mutter die einzige ist, die Geld nach Hause bringt, weil der Vater alles vertrinkt oder sich aus dem Staub gemacht hat.
Auszüge aus den Briefen der indischen Mädchen
Alisha, Neuaufnahme, 1. Klasse. Eine Schwester schreibt für sie: Jetzt habe ich schon schreiben gelernt. Ich bin sehr gerne hier und habe viele Freundinnen gefunden. Ich kann gut tanzen, und die Schwestern geben mir ganz viel Obst zu essen. Vielen Dank auch für das schöne Kleid, das ihr mir zu Weihnachten geschenkt habt. Vielen Dank, dass ihr mich unterstützt…
Chalcika, Neuaufnahme, 8. Klasse: Wie geht es Euch? Ich trage Euch immer in meinem Herzen. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr Euch um mich kümmert. Meine Lehrer lieben mich, weil ich gut in der Schule bin. Ich bin von ganz weit her. Da gibt es keine richtigen Straßen und keinen Bus. Ich möchte Lehrerin werden und meine Eltern, die auf dem Feld arbeiten, unterstützen…
Suzana, Neuaufnahme, 6. Klasse: Ich bin gut in der Schule. Ich habe viele Qualitäten, ich tanze, singe, schauspielere und male. Ich habe noch vier Geschwister, aber was meine Mutter verdient, reicht nicht für alle. Meine Mutter liebe ich sehr, aber sie ruft mich nie am Sonntag an….
Flavia, 10. Klasse: Ich habe noch fünf Geschwister, aber nur meine Mutter verdient etwas Geld. Deshalb war Eure finanzielle Unterstützung für mich ungeheuer wichtig. Die Schwestern haben mich immer wieder ermuntert und haben mir geholfen, eine selbstbewusste Person zu werden. Habt vielen Dank für Eure Großzügigkeit…
Sangeeta, Neuaufnahme, 6. Klasse: Ich bin eine intelligente Schülerin und ich gehe gern zur Schule. Aber ich mag keine Zeit verplempern. Ich bin sehr gern hier. Unser Vater hat uns verlassen, aber meine Mutter ruft mich jeden Sonntag an. Ich zeichne und male und bin eine sehr gute Läuferin. Habe schon Goldmedaillen und Auszeichnungen gewonnen…
Deepa, 10. Klasse. Ich habe noch zwei Geschwister, die auch zur Schule gehen. Aber mein Vater verdient als Gehilfe bei einem Bäcker sehr wenig, deshalb haben wir finanzielle Probleme. In Anugraha habe ich gelernt, kreativ zu sein. Im April haben wir unser Abschlussexamen, da muss ich noch viel büffeln, denn ich möchte Stewardess werden…
Jesinta, Neuaufnahme, 5.Klasse: Mein Vater ist Alkoholiker und meine Mutter muss immer Medikamente nehmen. Ich habe noch einen Bruder und eine Schwester, die auch in Anugraha ist. Die Sisters hier mag ich sehr. Sie helfen mir viel…
Judita, 9. Klasse: Meine beiden Eltern arbeiten auf dem Feld, aber weil wir keinen Regen und kein Wasser haben, wächst nichts und sie haben kein Geld. Deshalb ist es sehr schwer für sie, uns eine Schulbildung zu geben. Darum bin ich hier. Als ich nach Anugraha kam, hatte ich von nichts eine Ahnung. Nun habe ich so viele gelernt. Vielen Dank für Eure Hilfe. Das werde ich Euch nie vergessen…
Nagaveni, 6. Klasse: Ich habe eine Stiefmutter und meinen Vater. Der arbeitet auf dem Feld. Ich vermisse ihn sehr. Aber er ruft mich immer sonntags an. Ich bin eine gute Schülerin, und nun will ich Klassenbeste werden…
Nikita, 10. Klasse: Meine Eltern sind Gelegenheitsarbeiter und verdienen sehr wenig. Ich will nach dem Abschluss jetzt nach Premanjali und dort Abitur machen, weil ich später Krankenschwester werden will. Allerdings, Englisch fällt mir nicht leicht…
Sarita, 6. Klasse: Wir sind fünf in der Familie. Meine Eltern arbeiten für einen Grundbesitzer und ernten Baumwolle, Reis und Zucker, aber der Verdienst reicht nicht für uns, zumal mein Vater sich mit dem Eigentümer angelegt hat und nicht mehr nach Hause kommt….
Shweta, 9. Klasse: Ich habe keinen Vater. Mein jüngerer Bruder arbeitet in einer Bäckerei in Goa und unterstützt uns, meine Schwester ist Krankenschwester. Ich bin sehr gut in der Schule, deshalb ermuntern mich die Lehrer mich anzustrengen, damit ich endlich Klassenbeste werde. Ich bin eine schnelle Läuferin und habe viele Gold-und Silbermedaillen gewonnen, sogar schon einmal eine Trophäe. Meine Erfolge machen mich außerordentlich glücklich…