2021
Neue Pandemiewelle – die Situation in den Heimen
Die Corona-Pandemie in Indien nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Rekorde bei den Infektionszahlen, täglich Tausende Tote, überfüllte Krankenhäuser und akute Fälle, die mangels Sauerstoff nicht behandelt werden können. Die Lage ist in den Städten ebenso wie auf dem Land entsetzlich. Wie geht es den Schwestern und Mädchen in den von LIFT unterstützten Mädchenhäusern?
Premanjali
Über ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie gab es im Mädchenhaus Premanjali in Mysore Ende April einen ersten Corona-Fall. Eine Studentin musste im Krankenhaus behandelt werden, befindet sich jedoch mittlerweile auf dem Wege der Besserung. Die Schwestern und auch die übrigen Mädchen in Premanjali sind bislang gesund, können ihren College- und Universitätsunterricht jedoch nicht länger fortsetzen. Zur Eindämmung der Pandemie wurden Mitte April sämtliche Schulen, Colleges und sonstigen Ausbildungsstätten erneut geschlossen.
Balwatika
In Balwatika mussten alle 172 Mädchen wieder zurück in ihre Heimatdörfer, weil die Schulen wieder geschlossen sind. Die Abschlussexamina der Klassen 10 bis 12 wurden auf Juni verschoben. Ob es dabei bleibt oder ob es, wie im vergangenen Jahr, zu weiteren Verschiebungen kommt, ist unklar.
Sister Suman aus Balwatika berichtet sorgenvoll, dass nicht nur viele alte, sondern gerade auch junge Menschen in den umliegenden Dörfern im Sterben liegen: „Obwohl sie Medikamente einnehmen, sterben sie innerhalb kürzester Zeit.“ Zum Teil auch, weil sie ohnehin über die letzten Monate hungern mussten. Als Folge des Lockdowns hatten sie ihre Arbeit als Tagelöhner und damit ihre Lebensgrundlage verloren. Nun ist die Verzweiflung groß. Dazu kommt die gegenwärtig große Hitze, die die Menschen zusätzlich schwächt und weitere Todesfälle mit sich bringt. Umso wichtiger sind die Hilfsaktionen, die die Schwestern unermüdlich fortsetzen. Sie versorgen die Familien nicht nur regelmäßig mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, sondern spenden ihnen auch neuen Mut, die Pandemie doch noch zu überstehen.
Anugraha
Auch hier sind die beiden Schulen geschlossen und die Mädchen wurden zu ihren Eltern oder Angehörigen in ihre Dörfer geschickt.
Shanti Dhama
Aus Shanti Dhama haben wir die positive Nachricht erhalten, dass es in Gundoli (Bundesstaat Karnataka) aktuell keine Covid-19-Infektionen gibt.
Dennoch hat die Regierung auch dort zur Eindämmung der steigenden Infektionszahlen die Schulklassen 1 bis 9 geschlossen. Die Mädchen aus Shanti Dhama sind bis auf die Zehntklässlerinnen und einige jüngeren Mädchen, die aus problematischen Elternhäusern kommen, in ihre Heimatorte zurückgekehrt.
Die Schülerinnen der Klassen 1 bis 9 sollen ohne Jahresabschluss-Examina in die nächste Klassenstufe versetzt werden. Dies klingt zunächst nach einer guten Nachricht, denn die Mädchen hatten Sorge, den versäumten Schulstoff aus dem vergangenen Jahr nach achtmonatigem Lockdown nicht mehr aufholen zu können. Allerdings wird die Wissenslücke durch die erneute Schulschließung nun noch größer und das nächste Schuljahr besonders schwer werden. Umso wichtiger wird es sein, dass die Mädchen bald in die Heime zurücklehren und sich mit Unterstützung der Marys ganz aufs Lernen konzentrieren können.
Die Zahl der Kranken, die die Ambulanz in Shanti Dhama aufsuchen und um die sich die Sisters kümmern, hat deutlich zugenommen. Trotz dieser erheblichen Mehrarbeit wird von den Schwestern niemand abgewiesen.
Wie im vergangenen Jahr bereiten auch die Schwestern in Shanti Dhama erneut eine Hilfsaktion vor, um die Familien der Mädchen und arme Familien in der Umgebung mit Lebensmittelpaketen zu versorgen. „Diese Hilfe“, so schreibt uns Sister Leena besorgt, „wird aufwendiger und anstrengender als im vergangenen Jahr werden, denn die Pandemie ist sehr viel schlimmer als im Vorjahr.“ Sie ist dennoch voller Zuversicht, die Pandemie und ihre Folgen bewältigen zu können – auch dank Ihrer Spenden, die Sie an LIFT für diese Aufgabe gespendet haben.
Eine gute Nachricht ist, dass nicht nur in Andheri, sondern auch in diesen Heimen schon einige Schwestern mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft sind.