2017
75 Jahre „Helpers of Mary“
75 Jahre „Helpers of Mary“
Die Aufregung war groß: Seit Monaten bereiteten sich die Schwestern der „Helpers of Mary“ auf diesen großen Tag vor. Vor 75 Jahren hatte die deutsche Ordensschwester Anna Huberta Roggendorf in Bombay die Society of Helpers of Mary gegründet. Seitdem hat sich die segensreiche Arbeit des Ordens über das ganze Land ausgebreitet, und auch in Afrika sind die Marys seit etlichen Jahren aktiv, um den Ärmsten der Armen beizustehen. In über 60 Stationen betreuen etwa 300 Schwestern Familien, Frauen und Kinder. Sie sorgen für das Lebensnotwendigste wie Essen, Unterkunft und medizinische Versorgung, beraten und motivieren aber auch bei der Wahrnehmung fundamentaler Rechte. Bekämpfung der unmittelbaren Armut ist dabei aber nicht das einzige Ziel – genauso wichtig ist es, durch Bildung den Menschen einen Ausweg aus einem chancenlosen Leben zu ermöglichen.
In den durch Lift e.V. finanzierten Mädchenheimen Anugraha, Shanti Dhama und Premanjali liegt der Fokus auf der Schulbildung und der weiterführenden Ausbildung von Mädchen, denen diese Möglichkeiten sonst vorenthalten blieben. Dieser emanzipatorischen Aufgabe widmen sich die Helpers of Mary überkonfessionell. Gerade in einem Land wie Indien mit seinen interreligiösen Spannungen ist dies ein enormer Vorzug.
Buntes Programm vor 2.000 Gästen
Für die Feier des 75. Jubiläums am 23. April 2017 hatten die Schwestern ein großes Programm vorbereitet. Rund 2.000 Gäste aus befreundeten Orden, Priester, vormalige Kinder aus den Heimen, die heute eine eigene Familie haben, Freunde, Unterstützer, Mitarbeiter von Behörden wie dem Jugendamt und natürlich eine Delegation der Freundeskreise in Deutschland wurden erwartet. Schon Tage vorher haben sie die Bühne aufgebaut, geschmückt, Stühle gestellt und geprobt. Dann war er da, der große Tag, und es herrschte Hochstimmung in Shraddhar Vihar, dem Mutterhaus der Marys.
Schwestern aus allen Zentren in Indien und Afrika waren angereist. Für die afrikanischen Marys war es die erste Reise nach Indien und sie waren mindestens so aufgeregt, wie diejenigen aus den deutschen Freundeskreisen, die auch zum ersten Mal dabei waren.
Ein neues Generalate zur Feier des Tages
Der große Tag begann mit der Einweihung des neuen Generalats der Helpers of Mary . Das alte Gebäude, in dem die Verwaltung der Schwestern untergebracht war, platzte aus allen Nähten. Schriftstücke, Archiv und Büroräume hatten nicht mehr genügend Platz und die Schwestern waren über verschiedenen Gebäude verteilt. Nun war es soweit: das Gebäude, eine Stiftung der Bartholomäus Gesellschaft in Berlin, konnte in Besitz genommen werden. Der Berliner Pfarrer und Vorsitzende der Bartholomäus Gesellschaft, Dr. Ernst Pulsfort, war extra für den Weiheakt angereist. Architekt und Bauunternehmer übergaben feierlich die Schlüssel an die Generaloberin Schwester Stella. Mehr als 30 Novizinnen spielten dazu Musik. Ein wunderbarer Anblick, denn nur wenige Orden können sich über derartigen Nachwuchs freuen.
Derweil hatten die Schwestern eine Open-Air-Küche aufgebaut, denn die etwa 2.000 geladenen Gäste wollten verköstigt sein. Man kann sich vorstellen, wie viele helfende Hände es brauchte, um Unmengen von Gemüse zu putzen und unter freiem Himmel zuzubereiten. Eine sehr feierliche Messe, die vom Bombayer Weihbischof gelesen wird, setzt den geistlichen Höhepunkt des Tages. Die Kinder von Bal Bhavan, dem Kinderheim in Andheri, in dem Hindus, Muslims und Christen gemeinsam leben, haben dafür wochenlang Chorgesang geübt.
200 Darstellerinnen auf der Bühne
Nach der Messe übernehmen die Schwestern die Bühne und dann folgt eine unglaubliche Talentdarbietung von Schwestern, Schülerinnen, Novizinnen und den Kindern aus den Heimen. Lieder, Tänze, schauspielerische Einlagen mit Live-Musik und vom Chor dargebotenen Gesang – ein echtes Musical. Insgesamt sind mehr als 200 Darstellerinnen auf der Bühne. Die Jüngsten sind vier Jahre alt, und haben wie alle anderen mit unglaublicher Freude und Hingabe ihren Part übernommen. Zu wissen, dass diese Kinder und jungen Frauen aus dem schwierigsten und ärmsten Verhältnissen kommen und hier ihre Talente entwickeln können, Selbstbewusstsein und Lebensmut finden, ist das schönste Geschenk dieses Tages!
Nach einem langen Nachmittag mit vollem Programm sind dann auch alle hungrig. Nun bleibt noch Zeit, das Wiedersehen zu feiern und dankbar dafür zu sein, dass es seit 75 Jahren diese großartigen Frauen gibt, die Ihr Leben für die Liebe gegeben haben: für die Liebe am bedürftigsten Nächsten.
(C) Fotos von Dr. Claudia Warning.